Diagnose Lese- Rechtschreibschwäche (LRS). Den Verdacht hatten Sie schon länger. Die vielen Fehler beim Schreiben. Die große Mühe beim Lesen selbst einfacher Texte. Nun haben Sie das Ergebnis des LRS-Feststellungsverfahrens von der Schule erhalten: Ihr Kind hat eine Lese- Rechtschreibstörung bzw. eine Lese-Rechtschreibschwäche.
Für viele Eltern ist das erst einmal ein Schock. Und wahrscheinlich wird es Ihr Kind immer ein bisschen schwerer haben als andere. Denn Lesen und Schreiben sind Schlüsselkompetenzen, die praktisch in jedem Fach benötigt werden. Aber auch Ihr Kind hat die Chance und das Recht, lesen und richtig schreiben zu lernen. Wie Sie es als Eltern am besten auf diesem Weg unterstützen, erfahren Sie in diesem Beitrag.
So helfen Sie Ihrem LRS-Kind:
- Bleiben Sie gelassen und haben Sie viel Geduld
- Motivieren Sie Ihr Kind und stärken Sie ihm den Rücken
- Lesen Sie ihm vor und lassen Sie es vorlesen
- Stellen Sie das Positive heraus und loben Sie Ihr Kind
- Lassen Sie sich von qualifizierten Lerntherapeuten beraten
- Beantragen Sie den Nachteilsausgleich und suchen Sie das Gespräch mit den Lehrern
So finden Sie einen guten Umgang mit der LRS Ihres Kindes
Gelassenheit
Der wichtigste Rat, den ich Ihnen geben kann: Bleiben Sie gelassen. Verfallen Sie auf keinen Fall in Aktionismus. Gerade bei einer Lese- Rechtschreibschwäche ist das Motto „Viel üben hilft auch viel“ völlig fehl am Platz. Nicht auf die Menge oder die Häufigkeit der Hilfe kommt es an, sondern auf eine systematische und individuelle Förderung.
Geduld
Bleiben Sie geduldig. Die gesamte Familie sollte sich auf einen längeren Lernprozess einstellen. Setzen Sie Ihr Kind auf keinen Fall unter Druck. Es braucht einfach länger, um einen Satz zu lesen und zu verstehen. Wenn Sie mit Ihrem Kind üben, sich gemeinsam an die Hausaufgaben setzen, planen Sie von vornherein mehr Zeit ein. Und machen Sie viele kurze Pausen.
Anerkennung
Motivieren Sie Ihr Kind. Loben Sie es für jeden Erfolg beim Schriftspracherwerb. Betonen Sie, wieviele Wörter es schon richtig gechrieben hat und wie gut Sie das finden. Fehler sollten natürlich nicht ignoriert werden. Aber Mißerfolge gehören nun mal zum Leben und lassen sich nicht immer vermeiden. Erkennen Sie besonders die aufgebrachte Mühe und den Fleiß an. Denn Ihr Kind müht sich mit jedem Wort, mit jedem Satz und braucht Ihre Anerkennung für diese enorme Leistung.
Lesen
Stärken Sie die Lesekompetenz Ihres Kindes. Gerade für Jungs ist das manchmal schwierig, da sie eher dazu neigen, Anstrengungen beim Lesen zu vermeiden. Aber mit einer spannenden oder witzigen Geschichte, lassen sich auch die größten Lesemuffel auf’s Sofa locken. Lesen Sie am Anfang selbst vor, um den Einstieg in die Erzählung zu erleichtern. Wechseln Sie dann mit dem Lesen ab. Am Anfang liest das Kind vielleicht nur einen Satz, später mit etwas mehr Übung ein ganzes Kapitel. Wichtig ist auch hier, dass Sie viel Geduld für die Lese- Rechtschreibschwäche Ihres Kindes aufbringen. Unterbrechen Sie es nicht, lassen Sie ihm Zeit, sich den Text in Ruhe zu erarbeiten.
Lese- Rechtschreibschwäche ist kein Stigma
Erklären
Erklären Sie Ihrem Kind, was eine Lese-Rechtschreibschwäche ist. Verdeutlichen Sie Ihrem Kind, dass eine LRS nichts mit seiner Lernfähigkeit oder seiner „Schlauheit“ zu tun hat! Ihr Kind ist nicht dumm. Nur im Lesen und Schreiben hat es Ihr Kind schwerer als andere. Dafür kann es nichts. Und es gibt auch keinen Grund, warum ein Kind mit einer Lese- Rechtschreibschwäche nicht zu großartigen Leistungen in der Lage wäre.
Vorbilder
Zeigen Sie Ihrem Kind Personen, die trotz Lese- Rechtschreibschwäche besondere Leistungen vollbracht haben. Galileo Galilei und Albert Einstein waren genauso Legastheniker wie der Maler und Bildhauer Leonardo da Vinci oder der Erfinder des Buchdrucks Johannes Gutenberg. Selbst Schriftsteller wie Ernest Hemmingway, Agatha Cristie oder Jule Verne waren Legastheniker.
Perspektiven
Stellen Sie die positiven Perspektiven in den Mittelpunkt. Ihr Kind hat es mit seiner Lese- Rechtschreibschwäche vielleicht ein bisschen schwerer als andere. Aber gemeinsam mit Ihnen, den Lehrern und evtl. den Lerntherapeuten lässt sich diese Teilleistungsstörung überwinden.
Ihr Kind wird es schaffen. Auch mit Lese- Rechtschreibschwäche.
Lerntherapie
Suchen Sie für Ihr Kind eine geeignete Lerntherapeutin oder einen qualifizierten Lerntherapeuten. Dieser wird Ihr Kind beim Schrift-Spracherwerb individuell begleiten, es nach Kräften unterstützen und professionell fördern. Verstehen Sie die Bezeichnung „Lern-Therapie“ dabei nicht als Heilung einer Krankheit, sondern als eine persönliche Begleitung und Beratung.
Nachteilsausgleich
Nutzen Sie den Nachteilsausgleich. Im Freistaat Sachsen wird der Nachteilsausgleich für Kinder mit einer diagnostizierten Lese- Rechtschreibschwäche durch eine Verwaltungsvorschrift geregelt. So kann Ihrem Kind zum Beispiel mehr Zeit für die Bearbeitung von Tests und Klassenarbeiten eingeräumt werden. Auch kann Ihr Kind von der Benotung der Rechtschreibung komplett befreit werden.
Beratung
Lassen Sie sich beraten. Der Bundesverband für Legasthenie und Dyskalkulie e.V. gibt Ihnen viele wertvolle Tipps und beantwortet sehr gern alle Ihre Fragen zu diesem Thema. Sie erreichen den BVL telefonisch am Dienstag und Mittwoch zwischen 10.00 und 12.00 Uhr unter 0228 / 38 75 50 54 oder per E-Mail (beratung@bvl-legasthenie.de).
Gern können Sie auch mit uns einen Beratungstermin vor Ort in Dresden vereinbaren. Rufen Sie uns einfach an (Tel.: 0351/862 74 02), schreiben Sie uns eine E-Mail (info@lernhilfe-dresden.de) oder nutzen Sie die Kommentare zu diesem Beitrag.
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Ich denke Geduld ist vor allem wichtig wenn man ein Kind mit einer Leseschwäche hat. Es stimmt, wenn das Kind unter Druck steht, lernt es noch weniger. So war es auch bei meinem Neffen, er lernt spielerisch.
Vielen Dank für die Tipps zur LRS. Meine Nachbarin sucht Hilfe bei Legasthenie, weil ihre Tochter immer schlechtere Noten in der Schule schreibt. Gut zu wissen, dass man versuchen sollte, sein Kind zum Lesen zu motivieren und es möglichst oft mit Anerkennung für seine Leistungen zu wertschätzen.